Datum/Zeit
Date(s) - 06.12.2022
19:30 - 22:00

Veranstaltungsort
Theaterhaus Stuttgart

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Isch over!?

Eine brutal bunte Runde nimmt im Theaterhaus Stuttgart den schwäbischen Dialekt ernst, auf die leichte Schulter, für voll und auseinander, mit Wissenschaft, Poesie, Gschichtle, Muusik & Komeed.

Ist Schwäbisch so altbacken und daneben wie ein Liebesbrief per Fax oder wird der Dialekt in der Zeit von Digitalisierungsschüben und Identitätsdebatten wieder reizvoll? Ein vielstimmiger Chor widmet sich diesem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln in einem rasanten, dichten und vor allem unterhaltsamen Programm. Das Podium ist besetzt mit Gästen ganz unterschiedlicher Provenienz und Bekanntheit, aber alle haben am Schwäbischen einen Narren gefressen oder verdienen damit sogar ihren Lebensunterhalt.

Dominik Kuhn (den wo mer au als Dodokay kenna duat) synchronisiert Filmsequenzen in bizarrer, aber handwerklich meisterhafter Manier in seine Reutlinger Muttersprache, bricht jedoch auch fürs Hochdeutsche eine Lanze. Die Schauspielerin, Autorin und Comedienne Bärbel Stolz bietet als Prenzlschwäbin („Isch des bio?“) die schrägsten Schnurren aus dem hippen Hauptstadtschwabylon. Prof. Dr. Hubert Klausmann leitet die Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland an der Uni Tübingen und hat erforscht, wie Deutschlehrer im Süden regelmäßig  norddeutschen Ködern auf den Leim gehen. Das Nesthäkchen auf der Bühne ist die gebürtige Killertälerin Elena Seeger, deren Lieder von Insekten, Einhörnern und anderem Gemüse erzählen. Die 34-Jährige langte beim renommierten „Sebastian-Blau-Preis für schwäbische Mundart“ ebenso zu wie jüngst Pius Jauch, Liedermacher, Moderator und Schauspieler. Der Bösinger Beau trägt als Muttersprachenaktivist den Dialekt auch in den Unterricht aller Schulformen im Land. Die Gangart des druckvollen Bluesrock im heimischen Zungenschlag hat Gunnar Golinski aus Mössingen für seine Band gewählt: drei Musiker, drei Generationen, ein Sound. Johannes F. Kretschmann befaßte sich in seinem sprachwissenschaftlichen Studium in Berlin mit Mehrsprachigkeit im allgemeinen und mit der Dialektologie im speziellen, flankiert von der Dichtung schwäbischer Schauerballaden.

Durch das atemlose Programm mit lebhaften Diskussionen und künstlerischen Einlagen führt Andreas Schmitt, leitender Musikredakteur bei Antenne 1. Ein Theaterhausabend für verschämte, zweifelnde, überzeugte Schwäbinnen und Schwaben, fiar Reigschmeckte, Gschtudierte ond wonderfitzige Nordlichter. (Text: jfk)

Karten im Vorverkauf für 15 € oder an der Abendkasse