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Pannenreiche Parteitagsrede

  • Grüner virtueller Parteitag: Bildrechte beim Autor

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Bei der virtuellen Landesdelegiertenkonferenz der baden-württembergischen Grünen zur Verabschiedung des Landtagswahlprogramms warf ich zum Themenblock «Grün wählen und Baden-Württemberg leben» mein Los in den Topf und wurde prompt als Redner gezogen. Und prompt ging’s technisch ziemlich schief, obwohl ich alles brav getestet und mich rechtzeitig im Konferenzraum eingefunden hatte: Für mich qualvolle und für die Zuschauer nervige etliche Augenblicke ging meine Kamera nicht an, dann war das Bild lange unterirdisch grobkörnig. Doch Brigitte Lösch MdL vom Präsidium und die rund 200-köpfige Delegiertenschar hatten Geduld und ich durfte meine erste Parteitagsrede ohne Zeitstrafe oder sonstige Maßregelungen abliefern. Hier der Beitrag im Wortlaut, die Pannenvoyeure oder ganz Schmerzfreien können sich’s auch als ungeschönte Sendung auf meinem Youtube-Kanal reinpfeifen:

Liebe Freundinnen und Freunde, seid mir herzlich gegrüßt in Euren guten Stuben, wo Ihr es hoffentlich schön heimelig habt!

Stubenhockerinnen und Stubenhocker sind wir ja aus einem triftigen Grund im Moment alle, aber uns Grüne hindert das nicht daran, weit über unseren eigenen Horizont und Tellerrand hinauszublicken. Unser Wahlprogramm zeigt das auf eindrückliche Weise. Wir engagieren uns als Bundesland in Europa und weltweit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und politisch. Das ist zum einen löblich, aber vor allem ist es von essentieller und wachsender Wichtigkeit.

Denn der internationale Zusammenhalt, milde ausgedrückt, bröckelt, er bröckelt im Herzen Europas, und er bröckelt am Rande. Im Osten ist das brandgefährlich, denn dort können kriegsbereite Autokraten wie Putin und Erdoğan besonders ihren Einfluß geltend machen, was sie auch tun.

Für uns Grüne ist die Europäische Einigung Staatsräson – so steht es feierlich im Programmentwurf. Wir nehmen uns als baden-württembergische Grüne damit in die außenpolitische Pflicht, aber natürlich auf eine Art, wie sie einem Bundesland und auch unserem Stil angemessen ist, also nicht mit harten Bandagen, sondern sanft, wenngleich beharrlich. Die bereits erwähnte Donauraumstrategie des Landes ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel und Mittel. Und wir nehmen uns auch in die Pflicht, weil die schwarz-rote Bundesregierung hier viel zu wenig tut und auch zu wenig wagt.

Liebe Freundinnen und Freunde, wir stellen im Wahlkampf natürlich unsere Kernthemen in den Vordergrund, aber mit dem Bekenntnis zu einem geeinten Europa zeigen wir auch, daß wir so deutlich wie keine andere Partei einstehen für solidarischen Zusammenhalt über unsere Grenzen hinaus anstelle von nationalistischem, kurzsichtigem Egoismus.

Jetzt möchte ich noch allen Landtagskandidatinnen und -kandidaten für den Wahlkampf ganz feste die Daumen drücken, vor allem in den heiß umkämpften Battleground Counties auf dem Lande. Wir unterstützen Euch an der Basis nach allen Kräften und in den Kommunalparlamenten sorgen wir in den anstehenden Haushaltsreden für gute grüne Vibrationen von unten. In diesem Sinne wünsche ich ganz regionalistisch: Eich ällana an scheena Sonntig, bleibat gsond ond gfräß!

Tags: Politik, Grüne, Parteitag, Rede

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