Die Wolken des Krieges hängen über Odessa. Schwere Drohnen- und Raketenangriffe der Russischen Föderation haben Treibstofflager nahe der stolzen, malerischen und geschichtsträchtigen Hafenstadt am Schwarzen Meer in der Südukraine getroffen.
Als Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen bin ich trotz offizieller Reisewarnung auf eigene Faust und Rechnung von der moldauischen Hauptstadt Chișinău aus mit dem öffentlichen Kleinbus nach der Ukraine gereist, um mir selbst ein Bild zu machen, wie es nur die Unmittelbarkeit des Augenscheins ermöglicht. SWR und Südkurier berichteten ausführlich.

Besorgniserregender als der Luftalarm und die deutlich vernehmbaren Detonationen war allerdings ein Treffen mit professionellen Aktivisten verschiedener NGOs in Odessa. Die Szenarien, die sie entwerfen für die Zukunft nach einem als realistisch eingeschätzten Waffenstillstand, sind düster, selbst bei mittelgünstigen und nicht nur pessimistischen Annahmen. Wenn Rußland als Nutznießer mit beträchtlichen Geländegewinnen aus dem Krieg herausgeht oder sich zumindest als solchen betrachtet, wird die Gewalt zurückkehren, viel härter und umfassender und mit Millionen von Flüchtlingen. Der Westen hat zu lange gezaudert, die Ukraine nicht schnell genug und nicht konsequent genug ausgerüstet für die Verteidigung des Landes und Europas.
