Ein offenes Rennen im altehrwürdigen CDU-Erbhof Zollernalb-Sigmaringen, ist das zu glauben? Laut einer repräsentativen Umfrage des renommierten Meinungsforschungsinstituts forsa liegen der «reisende Staatssekretär» Thomas Bareiß MdB, und Johannes F. Kretschmann, der eher an einen «botanisierenden Dorfschulmeister» erinnert (Bericht im Südkurier), in der Wählergunst exakt gleichauf: Von allen Befragten würden sich jeweils 20 Prozent für den schwarzen Älbler oder den grünen Donautäler entscheiden, von den «Wahlwilligen» jeweils 31 Prozent. Die Umfrage beleuchtet aber auch Wählerströme oder qualitative Aspekte wie Vertrauenswürdigkeit mit interessanten Ergebnissen (hier komplett abrufbar).
Die Umfrage erzeugte ein lautes Echo: Schwäbische Zeitung, Südwestpresse, Zollernalbkurier, touristik aktuell, Redaktionsnetzwerk Deutschland u.a. berichteten teils sehr ausführlich und prominent plaziert.
Das Schießpulver für diesen Chinakracher hat der Kampagnenverein Campact gemischt und plant weitere Aktionen, ebenso auf eigene Faust ohne unser grünes Placet, obwohl in einem Kommentar in der Schwäbischen Zeitung da irgendwas ohne Nachweis und Substanz unterstellt wurde. Dazu habe ich auf Pressenachfragen folgende Stellungnahme abgegeben:
Vertreter von Campact sind mit meinem Kreisverband Sigmaringen in Kontakt getreten und haben uns mitgeteilt, daß sich der Verein möglicherweise für eine Kampagne im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen entscheiden wird. Sie haben uns eine Zusammenarbeit angeboten, die unser Vorstand im Einvernehmen mit dem Kreisverband Zollernalb durch protokollierten Beschluß abgelehnt hat. Wir gestalten unseren Wahlkampf als Grüne selbst und wollen uns nicht von anderen Gruppierungen abhängig machen.
Daß Campact eine Umfrage in Auftrag gegeben hat, liegt allein im Ermessen des Vereins. Wenn sie methodisch korrekt erstellt wurde, finde ich daran auch nichts Negatives. Welcher Wahlkreis bekommt schon diesen Service einer repräsentativen Momentaufnahme frei Haus? Ich als Kandidat hoffe jedoch, daß der Wahlkampf so fair wie bisher bleibt und keine Seite zu unanständigen Mitteln greift.
Ach ja, die Partei Die PARTEI hat sich schon länger auf diesen Zweikampf eingestellt und auf wirklich sehr liebevolle Art plakative Schützenhilfe geleistet. Da hat man irgendwie schon vor der Wahl gewonnen.
Auch zu dieser «Kampagne» habe ich auf Nachfrage der Presse Stellung bezogen (auszugsweise wiedergegeben in der Schwäbischen Zeitung):
Kann mir als blutiger Anfängerkandidat ohne Amt und Würden (oberhalb des Kreistags, pardon) kaum eine ehrenhaftere Auszeichnung vorstellen! Fühle mich dazu noch sehr einfühlsam karikiert, schön mit Hemdkordel und Fingerherz. Das erinnert auch Leser der Schwäbischen Zeitung an die Berichterstattung über die aufregende grüne Kampfabstimmung im badischen Geniewinkel Meßkirch. Vermisse höchstens das obligatorische Hohenzollernwappen am Revers, aber man darf Wahlplakate auch nicht mit hermetischen Symbolen überfrachten. Manchmal ist die Wirklichkeit ziselierter als das Abbild, spannend, daß gerade die PARTEI diese Erkenntnis zutage fördert. Die Mär in der Betitelung von der familiären Vorteilsnahme ist zwar ausgelutscht und abgeveschpert, aber das Wortspiel mit dialektalem Gepräge reißt es wieder raus. Wahlkampf mit Köpfchen, und ein wahrscheinlich unter Wert verkaufter Gerichtszeichner hat sich mal redlich ein Zubrot verdient. Chapeau, Konkurrenz!