Für die neue Bertha-Benz-Schule hat der Sigmaringer Kreistag in seiner Oktobersitzung eine Mensakonzeption verabschiedet. Darin sollte ein Antrag der Grünen von 2020 zur Geltung kommen, in dem ein Biomindestanteil von 25 Prozent festgeschrieben wird. Der CDU-Fraktion gefiel das nicht mehr, obwohl sie mehrheitlich diesem Grundsatzbeschluß zugestimmt hatte.
Der Standort des neuen Berufsschulzentrums wird auf der grünen Wiese gebaut, gegen die damaligen vehementen Einwände der Kreistagsgrünen, die es mit dem Flächenschutz ernst meinten und meinen. Dafür folgt der Bau immerhin hochambitionierten Standards und erhält das Platinsiegel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, die höchstmögliche und selten vergebene Auszeichnung. Wenn viel Geld für die Küche ausgegeben wird, soll dann das Essen möglichst billig sein?
Um diese Entscheidung wurde in der ersten regulären Sitzung des neu konstituierten Sigmaringer Kreistags am 22. Oktober 2024 heftig gerungen und ausführlich debattiert. Auf der Tagesordnung stand die „Konzeption Campusgastronomie Bertha-Benz-Schule“. In den Beschlußvorschlag der Verwaltung war ein Antrag integriert, den 2020 die damalige grüne Fraktion erarbeitet, vorgestellt und erfolgreich zur Abstimmung gestellt hatte: „Bis zum Jahr 2025 werden alle Verträge der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) mit einem verbindlichen Anteil von 25% an biologisch-regionalen Lebensmitteln aller verwendeten Produkte festgeschrieben.“
Der Schutz der bedrohten Artenvielfalt braucht mehr biologisch bewirtschaftete Flächen, und die Biolandwirtschaft braucht einen Markt, um diesen Anteil zu erhöhen. Zum Nulltarif lässt sich dieser essentiell wichtige Mechanismus nicht ankurbeln. Der Landkreis wird den Mensabetreibern einen begrenzten Zuschuss gewähren, bei 25 Prozent Bioanteil erhöht sich dieser um geschätzt 15’000 bis 30’000 Euro pro Jahr. Im Vergleich zum Schulneubau, der mit über 100 Millionen Euro die größte Investition des Landkreises darstellt, ist das keine Summe, die irgendwo für eine Unwucht sorgt. Trotzdem ein Einstieg und konkret wirksam.
Mitglieder der CDU-Fraktion versuchten, regional gegen biologisch auszuspielen, obwohl im Antrag der Grünen von 2020 dieser Aspekt berücksichtigt war. Die grünen Kreisräte argumentierten mit Schützenhilfe von Sozialdemokraten und Freien Wählern für eine verbindliche, klare und praktikable Regelung. Sie waren sich mit der Verwaltung einig, das Regionalitätskriterium nicht quantitativ mit dem Bioanteil aufzurechnen, was auch null Prozent Lebensmittel aus ökologischem Anbau bedeuten kann. Biologische, regionale, saisonale Anteile – so sehen es auch die Qualitätsleitlinien der Mensakonzeption vor.
Der Antrag der CDU, biologisch oder regional oder saisonal mit 25 Prozent zusammenzupacken, fand schließlich nur in den eigenen Reihen und bei einem Freier Wähler Anklang und kam auf 20 Stimmen. Die restlichen 23 Kreisrätinnen und Kreisräte waren nicht der Meinung, diese grüne Spur aus der Beschlussvorlage der Verwaltung tilgen zu müssen. Es stimmt zuversichtlich, dass es ohne absolute Mehrheit einer Fraktion weiterhin zu engagierten Debatten und Abstimmungen mit offenem Ausgang im Kreistag kommen kann.
Die neue Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen blickt dankbar auf das Geleistete ihrer Vorgänger zurück und ist froh, dass der Sigmaringer Kreistag mehrheitlich diesen bescheidenen, aber richtungsweisenden Beitrag für gutes Schulessen und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten will.